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27 Storeys zu machen, war im Grunde die große Freiheit. - Bianca Gleissinger im Interview
Du hast in Wien, aber auch Berlin studiert und gewohnt. Was macht(e) für dich das Wohnen in Wien besonders?
Wien hat eine großartige Infrastruktur und ist bis heute Vorreiter im Bereich des sozialen Wohnens. In Bezug auf die Lebensqualität gibt es nicht viele Städte, die Wien das Wasser reichen können.
Du bist selbst in Alterlaa aufgewachsen. Ist der Film auch eine Verarbeitung deiner Jugend? Und wie ist es dir ergangen, wieder an den Ort deiner Kindheit zurückzukommen?
Dass wir gegenüber dem Ort, an dem wir aufgewachsen sind, ambivalente Gefühle haben, ist etwas sehr Universelles und hat wenig mit Alterlaa per se zu tun. Als Filmemacherin werfe ich also einen sehr persönlichen Blick auf einen berühmten Ort, der an vielen Stellen objektiv ganz großartig ist. Das Porträt, das durch den Film zustande gekommen ist, ist in vielerlei Hinsicht genauso ambivalent und komplex wie die Gefühle, die mich begleitet haben, als ich zurückgekehrt bin.
Was ist deine Lieblingsszene aus 27 STOREYS?
Es gibt ganz viele Momente, zu denen ich eine spezielle Verbindung habe – viele davon sind im Film gelandet, andere wiederum nicht. Es ist unmöglich, mich auf eine konkrete Szene festzulegen. Es hat jedoch richtig Spaß gemacht, den Rodel-Hügel meiner Kindheit mal wieder runterzurollen!
Was hat beim Dreh besonders Spaß gemacht? Was war eine Herausforderung beim Dreh?
Ich hatte eine ganz wunderbare kleine Crew. Wir haben über fünf Jahre hinweg an diesem Film gearbeitet und jedes Wiedersehen war wie ein kleiner Cliquen-Ausflug. Wir haben uns jedes Mal aufs Neue aufeinander gefreut und hatten irre viel Spaß – trotz langer Tage und vieler zurückgelegter Kilometer quer durch das Gelände von Alterlaa.
27 STOREYS war dein Debüt als Regisseurin und Autorin. Gibt es Dinge, die du in deinem nächsten Film anders machen würdest?
Na klar – 27 STOREYS zu machen, war im Grunde die große Freiheit. Der Prozess war an vielen Stellen rückblickend sicherlich naiv, aber dadurch auch frei von Angst. Auch die erzählerische Direktheit sollte entstehen, weil ich diesen Film nicht aus einem handwerklichen Aspekt heraus, sondern von einem Bauchgefühl zum nächsten gestaltet habe. Meine nächste Arbeit wird an vielen Stellen von diesem Lerneffekt profitieren und an vielen Stellen darunter leiden.
Das Thema „Wohnen“ ist insbesondere in den letzten Jahren zum politischen Brennpunkt geworden. Welche Unterschiede siehst du zwischen 90ern und heute?
Ich kann hier nur aus dem eigenen Erleben berichten, da ich weder Theoretikerin noch Wohnbau-Expertin bin. Aus der Beobachtung meiner Generation, und vermutlich auch meiner eigenen sozialen Blase, hat das „Schlagen von Wurzeln“, das „Ankommen“ irgendwie an Sexappeal verloren. In einer Generation, die die Vereinzelung zu fetischisieren scheint, stehen die Utopien des sozialen Wohnens natürlich vor einer Herausforderung.
Worauf dürfen wir uns von dir in Zukunft freuen?
Ich arbeite aktuell an einem neuen Kino-Dokumentarfilm, der ein Hybrid zwischen dokumentarischem und fiktionalem Erzählen sein und sich mit dem Thema „Diätkultur“ auseinandersetzen wird. Zudem schreibe ich meinen ersten fiktionalen Spielfilm.
Bianca Gleissinger hat für uns ihre liebsten Filme aus dem KINO VOD CLUB ausgewählt: Zur Kuratierung